Care Centres

Nach einer Nacht in eNtombe und einer in Nelspruit bin ich dann endlich in eMbalenhle angekommen, wo ich wohl ein oder zwei Monate bleiben werde.
Hier habe ich die Gelegenheit, noch mal eine ganz andere Art von Arbeit kennen zu lernen. Meine Gastmutter ist die Leiterin des Abasizikazi Day Care Centres und der dazugehörigen Home Based Care Gruppe. Die 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich um Hilfsbedürftige, vor allem AIDS-Patienten, aber auch Leute mit Tuberkulose, Asthma, Diabetes u.ä., indem sie sie zu Hause besuchen, sie bei Bedarf waschen, in die Klinik begleiten um Medikamente abzuholen, überprüfen, ob die Medikamente genommen werden, usw. Alle Patienten können in das Tageszentrum kommen, vor allem, wenn sie zu Hause niemanden haben, der sich um sie kümmert, oder dort wegen ihrer Krankheit diskriminiert werden. Es geht darum, dass sie einen Ort haben, wo sie gleichwertig behandelt werden, gesunde Mahlzeiten bekommen (Gemüse und vor allem Obst können sich manche Familien nicht leisten) und einfach Zeit verbringen können. Patienten des Day Care Centers
Zurzeit kommen jeden Tag ungefähr drei Patienten ins Centre. Mir wurde gesagt, dass es bis vor Kurzem mehr waren, jetzt im Winter viele jedoch anfälliger für allerlei Krankheiten seien, bettlägerig wären und es nicht mehr ins Centre schaffen würden. Dies ist wohl auch die Zeit, in der aus demselben Grund viele Patienten sterben. Einer unserer Patienten ist ein 12-jaehriger Waise, einer von insgesamt ca.70, die die Gruppe auch betreut, indem sie Schuluniformen besorgt und, soweit es finanziell möglich ist, Schulgebühren und Essenspakete bezahlt. Die Familien, in denen die Kinder unterkommen (oft Verwandte), sollen möglichst entlastet werden.
Im Moment kommen ab und zu auch zwei kleine Kinder zu uns, einer ein HIV-positiver Waise, der gerade auch wegen Tuberkulose behandelt wird, und ein kleines Mädchen, deren Mutter vergewaltigt und danach schwanger und HIV-positiv wurde. Man hört solche schlimmen Geschichten von Zeit zu Zeit, wobei ich das meiste wahrscheinlich nicht einmal mitbekomme. Auch in dieser Hinsicht ist diese Arbeit noch mal etwas ganz anderes, weil sie mir das Leid in diesem Land wirklich vor Augen führt. Vorher wusste ich zwar von allen diesen Dingen, aber jetzt bin ich viel näher dran. Meine Arbeit selbst ist dabei bis jetzt relativ unspektakulär. Ich bin meistens im Centre selbst, wo wir putzen und kochen, uns mit den Patienten beschäftigen und als Fundraising AIDS-Schleifen aus Perlen herstellen. Manchmal begleite ich meine Gastmutter, die immer irgendwo für das Projekt unterwegs ist. Sie bringt z.B. Patienten ins Krankenhaus, wo sie ihre ARVs (AIDS-Medikamente) abholen, was bei den überfüllten Kliniken schon mal einen ganzen Tag dauern kann, oder in die Klinik hier in eMbalenble, wenn sie andere Medikamente benötigen. Außerdem sind wir dabei, uns bei verschiedenen Organisationen um finanzielle Unterstützung zu bewerben, weil es im Moment keine regelmäßigen Spender gibt. Allerdings bekommt das Centre fast jede Woche  Patientenbesuch Südafrika Obst und Gemüse von einem Supermarkt vor Ort, und auch andere Lebensmittel wie Kaffee und Zucker werden gespendet.
Ab und zu besuche ich auch Patienten zu Hause, obwohl das bis jetzt eher selten der Fall war. Einmal war ich mit einer der anderen Mitarbeiterinnen unterwegs, was für mich total interessant war. Abgesehen von den Patienten, deren Leiden mich schon sehr schockiert haben, vor allem weil sie oft eigentlich leicht behandelbare Krankheiten haben, aber keinen Zugang zu den richtigen Medikamenten und Behandlungsweisen bekommen, hat mich auch die Armut der Leute betroffen gemacht. Grosse Teile dieses Townships bestehen aus Blechhütten, die manchmal einfach so zusammengezimmert werden, mit Löchern usw. Vor allem jetzt im Winter, wo es hier im Highveld (Hochland) wirklich eisig kalt wird, müssen diese Leute wirklich leiden. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch öfter Hausbesuche machen kann.
Die Gegend ist hier schon ganz anders als in eNtombe und Piet Retief. Die Landschaft ist relativ langweilig, meistens flach und grasbewachsen, und jetzt im Winter vertrocknet. Genau nebenan befindet sich eine riesengroße Fabrik, die hier die ganze Luft verpestet, und wenn der Wind ungünstig weht, kann man deswegen kaum bis zum Nachbarn sehen. eMbalenhle und die nächstgelegene Stadt Secunda sind durch diesen großen Benzinhersteller auch erst entstanden.
Es ist wie gesagt kalt, nachts bis in die Minusgrade. Der Wetterbericht fasziniert mich immer, man sieht, wie abwechslungsreich dieses Land auch im Bezug auf das Klima ist. Da kann es schon mal passieren, dass im gesamten Highveld Temperaturen von 15°C herrschen, es an der Westküste und im Lowveld (Tiefland) um den Kruegerpark herum aber noch bis zu 35°C sind.