Zusammenfassung von eNtombe
Ich habe von August 2005 bis August 2006 ein einjähriges Praktikum in unserem Partnerkirchenkreis Igwa Circuit in der Provinz Mpumalanga in Südafrika absolviert. Dabei habe ich an verschiedenen Orten gelebt und gearbeitet, war aber offiziell der Gemeinde eNtombe ganz im Süden des Kirchenkreises zugeteilt. Dort verbrachte ich auch die ersten Monate bis Ende Dezember.
eNtombe
Ich wohnte bei der Familie des Pastors der Gemeinde eNtombe. Außer der nebenan gelegenen Schule und der Klinik, die sich mit auf unserem Grundstück befand, war unser Pastorenhaus das einzige in der Gegend mit Stromversorgung sowie fließendem Wasser.
Die Gegend eNtombe ist sehr ländlich und noch kaum entwickelt. Es gibt kein richtiges Dorf, sondern die zahlreichen Familien wohnen verstreut auf ihren kleinen Höfen. Die Kirche, die Schule, die Klinik, das Pastorenhaus und ein kleiner Laden bilden so etwas wie das „Zentrum“. Von dort kann man auch mit dem Taxi in die Städte Piet Retief (ca.45 km entfernt) und Paulpietersburg (ca.25 km entfernt) fahren. Viele Leute müssen bis zum Taxi eine weite Strecke zu Fuß zurücklegen. Einige Höfe sind mit dem Auto kaum zu erreichen, da es keine geteerten Straßen sondern nur Sandstraßen gibt. Da das Leben in dieser Gegend allgemein sehr einfach ist, ist es immer noch ziemlich traditionell und war für mich natürlich sehr interessant. Auch Aufgaben, die in meiner Gastfamilie normalerweise nicht anfielen, konnte ich bei anderen Familien kennen lernen, wie zum Beispiel Wasserpumpen und -holen, Mais und anderes Getreide malen um z.B. Zulubier zu brauen, auf einem Holzherd kochen usw.
Meine offizielle Aufgabe in eNtombe war die Arbeit in der staatlichen Klinik und im Kindergarten, der von einer dortigen Organisation betrieben wird. Die Klinik befand sich in einem Container mit nur drei Räumen, einem Warteraum, einem Behandlungszimmer und einem Aufenthaltsraum für die Krankenschwestern, in dem auch Blutdruck und Gewicht gemessen sowie Spritzen verabreicht und Blut entnommen wurden. Außer zwei Krankenschwestern werden noch zwei AIDS-Counsellors und eine Putzfrau beschäftigt. Montags kamen immer Kinder bis zu fünf Jahren für ihre Routineuntersuchung in die Klinik. Ich musste dabei helfen, sie zu wiegen und alles in eine Art Gesundheitspass einzutragen. Außerdem wurden sie von der Krankenschwester untersucht und geimpft. Am Mittwoch kamen die Schwangeren, die auch gewogen werden mussten, außerdem haben wir den Blutdruck und den Urin überprüft. Manchmal durfte ich auch selber spritzen, wenn die Frauen gegen Tetanus geimpft wurden. Die anderen Tage waren nicht für bestimmte Patienten vorgesehen. Ich hatte verschiedene Aufgaben, meistens wie gesagt die sogenannten „Vital Signs“ (Blutdruck, Gewicht, Körpertemperatur und Urin) zu überprüfen, Medizinen (ein)zusortieren, Spritzen vorzubereiten, im Notfall einen Krankenwagen zu rufen oder einen Tropf zu verabreichen und oft auch Putzen o.ä.
Im Dezember sind wir von dem viel zu kleinen Container, der bei gutem Wetter immer total überfüllt war und in dem es häufig vorkam, dass Medikamente von Ratten angeknabbert wurden, weil wir sie aus Platzmangel nur in Pappkartons verstauen konnten, in einen neuen großen Steinbau umgezogen. Dort standen uns mehrere Behandlungs-, Beratungs- und Stauräume zur Verfügung, was die Arbeit natürlich in vielerlei Hinsicht einfacher machte. Außerdem gibt es einen ganzen Flur für Patienten, die längerfristig in der Klinik bleiben müssen und Frauen könnten sogar dort ihre Kinder zur Welt bringen. Diese Räume werden aber zur Zeit noch nicht genutzt.
Das Arbeitsklima in der Klinik war immer sehr gut und ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt und dort gerne gearbeitet. Ein großer Faktor war dabei, dass ich mich mit den beiden Krankenschwestern problemlos auf Englisch unterhalten konnte, was in dem ländlichen eNtombe nicht selbstverständlich war.
Im Kindergarten nebenan, wo ich zweimal in der Woche geholfen habe, war die Arbeit für mich nicht so einfach und unkompliziert. Das heruntergekommene Gebäude, das wir benutzten, war sehr unzulänglich ausgestattet. Alles, was uns zum Unterricht der ca.10 bis 15 Kinder im Vorschulalter zur Verfügung stand, waren eine Tafel, für die wir uns ab und zu Kreide aus der Schule holen durften, und ein paar Holzklötze und Holzhocker, aus denen man auch einen Tisch bauen konnte. Von der „Weißen“ wurden als Lehrerin Wunder erwartet, also habe ich oft etwas gebastelt oder hergestellt, um darüber eine Einheit zu machen. Vor allem, wenn wir etwas schreiben oder basteln wollten, war es oft anstrengend, weil die Kinder z.B. alle noch nie eine Schere benutzt hatten und wir es jedem einzeln erklären mussten. Auch die Verständigung war natürlich ein Problem, weil die Kinder überhaupt nicht und die anderen zwei Lehrerinnen nur wenig Englisch sprachen.
Häufig, wenn ich eigentlich in den Kindergarten wollte, musste ich spontan zur Arbeit in die Klinik gehen, weil morgens dort keiner aufgetaucht ist. Sobald es bewölkt oder verregnet war, haben sich weder Kinder noch Lehrerinnen zu Fuß auf den weiten Weg gemacht.
Insgesamt habe ich mich aber auch in dem Kindergarten mit allen Problemen und Herausforderungen sehr wohl gefühlt und ‚meine’ Kinder ins Herz geschlossen. Die meisten von ihnen gehen jetzt zur Schule, die sich direkt neben unserem Haus befindet. Ich bin mir nicht sicher, ob der Kindergarten überhaupt noch existiert, da in der Schule seit diesem Jahr auch eine Vorschulklasse eröffnet wurde, wo natürlich viel mehr geboten werden kann.
Die Gemeinde eNtombe besteht aus vier kleinen Gemeinden, obwohl eNtombe selbst mit Abstand am größten und besten geführt ist, da hier ja auch der Pastor zu Hause ist. Die Gottesdienste in der großen Kirche sind gut besucht und sehr lebendig. Da ich beim Pastor wohnte, hatte ich viel Kontakt zu den Gemeindemitgliedern. Schon am Tag meiner Ankunft waren einige von ihnen da, um mich zu begrüßen und eine kleine Andacht zu halten. Von den Jugendlichen habe ich allerdings nicht sehr viel mitbekommen, da es Treffen nur selten gab und vor allem die Mädchen mir gegenüber sehr schüchtern waren. In dieser Hinsicht hätte ich mich wahrscheinlich mehr engagieren müssen, um z.B. regelmäßige Treffen zu organisieren, was ich mir aber vor allem zu Anfang wegen der Sprache nicht zugetraut habe.
Die Gottesdienste in eNtombe habe ich sehr genossen. Vor allem natürlich das Singen und Tanzen, das selbstverständlich mit dazugehört, aber auch das Ungezwungene und Spontane, wenn alle sich in den Gottesdienst einbringen können, vermisse ich sehr.
Auch in meiner Gastfamilie wurde der Glaube viel alltäglicher gelebt, als ich es aus Deutschland kenne. So haben wir fast jeden Abend zusammen gesungen, gebetet oder aus der Bibel gelesen. Außerdem haben wir oft, bevor wir das Haus verließen, um z.B. mit dem Auto in die Stadt zu fahren, Gott um Schutz für die Fahrt und auch für die Zurückbleibenden gebeten.
Ich habe mich in eNtombe immer wohl gefühlt, vor allem nach ein paar anfänglichen natürlichen Missverständnissen und Schwierigkeiten im Hinblick auf die verschiedene Kultur, Sicht- und Lebensweise.