letzte Zeit in Südafrika

 Familienausfahrt Südafrikas In meiner Gastfamilie fühle ich mich wie bisher überall sehr wohl. Ich wohne zusammen mit meiner Gastmutter, ihrem Mann (von dem man aber nicht viel hört und sieht, er ist nicht wirklich ein typischer afrikanischer, dominanter Familienvater), ihrer jüngsten Tochter und einer Enkeltochter, deren Mutter anderswo verheiratet ist. Sie hat noch vier andere Kinder, die aber alle nicht zu Hause wohnen.
Neu ist es für mich, im Haus kein fließendes Wasser zu haben. In der Küche werden immer Eimer und im Bad die Badewanne mit dem Gartenschlauch aufgefüllt. Ziemlich kurios finde ich außerdem, dass das Haus keine Decke hat. Die Wände reichen nicht bis ans Wellblechdach, weshalb das ganze Haus, das ziemlich groß ist, quasi aus einem einzigen Raum besteht und man überall jedes Wort hören kann.
Ein Highlight war für mich letztes Wochenende die Jugendkonferenz des gesamten lgwa Circuits in Ermelo. Wie oft hier in Afrika war es gleichzeitig unglaublich toll und sehr anstrengend.  Eimer tragen auf dem Köpfen Das Singen und Tanzen mit 200 Jugendlichen war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Wie schon so oft habe ich mir eine Videokamera gewünscht, weil manche Dinge unmöglich mit Worten zu beschreiben sind. Andererseits gab es ewiges Palaver, denn auch in der Hinsicht haben Afrikaner eine erstaunliche Ausdauer. Und da natürlich der Zeitrahmen des Programms nicht eingehalten wurde, verschob sich alles bis in die Nacht hinein. So wurde das neue Komitee auf sechs Jahre am Samstagabend spät nach Mitternacht gewählt.
In der Eiseskälte von Ermelo habe ich auch das afrikanische Allzweckmittel, die Wolldecke, zu schätzen gelernt. Man benutzt sie, um darauf und darunter zu schlafen, um sie sich umzuhängen oder um den Bauch zu binden (bei Rockpflicht und keinerlei Heizung).

Da für mich der letzte volle Monat hier in Südafrika angebrochen ist, fällt mir unwillkürlich immer mehr ein, was ich nach meiner Rückkehr alles vermissen werde:
• Da wären natürlich eine ganze Menge toller Leute, die ich eigentlich nicht mehr missen möchte
• Allgemein das Lebensgefühl, das hier herrscht. Die Musik, die man immer und überall laut hört, und das Tanzen, das den Leuten hier einfach im Blut liegt.
• Außerdem der alltäglich gelebte Glaube, das Beten abends und vor Reisen und Autofahrten.
• Die lebendigen Gottesdienste, an der ganze Generationen teilnehmen.
• Die Sicherheit und Unkompliziertheit der Leute im Umgang miteinander. Es gibt ganz klare Verhaltensmuster, die vieles einfacher machen.
• Die Taxis (alte Minibusse), hier viele Afrikaner das einzige Transportmittel und dementsprechend überfüllt (stellt Euch 16 Erwachsene in einem VW-Bus vor, und
dazu noch beliebig viele Kinder, Hühner, Bierkisten, Einkaufstüten und Reisetaschen). Natürlich wird laute Musik gespielt, begleitet von Gehupe und Geschreie…

Natürlich gibt es auch einige Dinge, die ich nicht so sehr vermissen werde:
• Klamotten mit der Hand waschen, mehrmals am Tag abwaschen, den Boden auf Knien schrubben (obwohl ich das zugegebenermaßen nicht oft musste, meistens konnte ich irgendwo einen Mopp auftreiben), Gastväter und -brüder bedienen, und andere Pflichten eines afrikanischen Mädchens.
• Samstags morgens um 6 von lauter Gospelmusik geweckt zu werden, oder davon, dass schon das Haus geputzt wird.
• Immer, bevor man das Haus verlässt, erst baden und bügeln (darauf wird sehr genau geachtet).
• Innereien und Hühnerfüße und Würmer und andere merkwürdige Essgewohnheiten…

Insgesamt habe ich dieses interessante und abwechslungsreiche Land und seine Leute total liebgewonnen und plane, so bald wie möglich wiederzukommen.