Gottesdienst

 Gottesdienst in Südafrika In vielerlei Hinsicht wäre es schön, länger in Piet Retief zu bleiben, obwohl die Gemeinde im Prinzip tot ist. Weil es keine Kirche gibt, feiern wir Gottesdienst in einem Klassenraum der High School. Meistens sind nur etwa 10 Leute und ein paar Kinder da. Einmal haben wir zu dritt bis halb 12 gewartet und dann entschieden, den Gottesdienst ausfallen zu lassen… Da es nur einen Pastor in der ganzen Gemeinde eNtombe gibt, und dieser im Moment nebenbei studiert und nur selten nach Hause kommt, haben die Leute in Piet Retief manchmal monatelang keinen Pastor. Der Gottesdienst wird also von Laienpredigern gehalten und ist relativ langweilig. Jugendliche sieht man so gut wie nie, meine Gastgeschwister z.B. gehen auch fast nie in die Kirche. Aus eNtombe war ich gewohnt, dass die ganze Familien mit Kindern und Babys selbstverständlich jeden Sonntag zum Gottesdienst geht. Hier beten wir dafür manchmal abends mit unseren Nachbarn, die aus Swaziland kommen und einer anderen Kirche angehören, irgendetwas Charismatisches. Da wird es schon öfter mal laut beim Beten, was mir am Anfang nicht ganz geheuer war. Das Singen mit den jungen Leuten macht mir aber großen Spaß.
Eine Sache, die mir hier immer wieder auffällt, vor allem auch weil ich ja nicht mehr in einem ganz so kirchlichen Umfeld wohne wie in eNtombe, ist, dass die Leute im Township noch sehr an traditionellen Bräuchen und ähnlichem hängen. Einerseits leben sie viel westlicher als in eNtombe, andererseits begegne ich merkwürdigen Ansichten und Praxen. Für das kleine Baby bei uns im Haus wird z.B. abends irgendein komisches Kraut angezündet, welches Wachstum und Gesundheit sichern soll. Und dem Einjährigen, der dabei ist, gehen zu lernen, müssen bald die Haare abgeschnitten werden, weil es heißt, er wird das Laufen sonst nie lernen…
Leider ist meine Zeit hier fast um. Wenn nächste Woche die Osterferien anfangen, werde ich in Johannesburg für eine Woche bei einer Art Kinderbibelwoche mithelfen. Zu Ostern gehe ich zurück nach eNtombe, dann werden wir auch über meine Zukunft hier entscheiden. Vielleicht bekomme ich die Chance, auch noch andere Orte im lgwa Circuit zu besuchen, z.B. das AIDS-Projekt in eMbalenhle und Barberton Parish. Darauf bin ich schon sehr gespannt.
Nach sieben Monaten im Lande fühle ich mich immer noch total wohl, bin dankbar für diese großartige Chance und genieße die Zeit hier.