Zusammenfassung von Piet Retief

Piet Retief
Anfang Februar bin ich nach einem 4-wöchigen Urlaub nach Piet Retief, das zur Gemeinde eNtombe gehört, umgezogen. Ich wohnte im Township Thandakukhanya, etwa 2 km von der eigentlichen Stadt entfernt.
Für mich war in der Stadt alles ungewohnt und neu und dadurch eine schöne und interessante Abwechslung. Die Nähe zum Stadtzentrum, das ich mit dem Taxi in 10 Minuten – anstatt wie aus eNtombe in 45 – erreichen konnte, und auch zu allen Leuten, die ja nicht weit verstreut wohnen, war sehr bequem. Im Township ist das Leben viel weniger traditionell, z.B. tragen mehr Frauen Hosen oder rauchen. Alles ist sehr laut und lebendig und ich habe eine Menge junger Leute kennen gelernt, mit denen auch die Verständigung einfacher war als in eNtombe.
Gearbeitet habe ich während meiner Zeit in einem Kindergarten / einer Vorschule, in der auch meine Gastmutter Lehrerin war. Wir haben zusammen die kleineren Kinder unterrichtet, die etwa 3-4 Jahre alt und damit nicht im direkten Vorschulalter waren. Außerdem gab es noch eine Vorschulklasse, die von zwei weiteren Lehrerinnen betreut wurde.
Der Kindergarten in Piet Retief war staatlich anerkannt und deshalb sehr viel besser ausgestattet und entwickelt. Auch können es sich die Leute in der Stadt eher leisten, eine bestimmte Gebühr an die Vorschule zu entrichten, mit der z.B. Essen und Materialien bezahlt werden. Wir hatten also zwei komplett eingerichtete Klassenzimmer, eine Küche, Toiletten und ein großes eingezäuntes Grundstück mit Garten und Spielgeräten. Der ganze Unterricht fand dadurch natürlich auf einem ganz anderen Niveau statt als in eNtombe. Für mich war die Arbeit aber oft anstrengend, wenn ich z.B. mit den gut 30 Kindern allein gelassen wurde und das Routineprogramm durchziehen sollte in einer mir immer noch fremden Sprache und ohne die Autorität, die die anderen Lehrerinnen sich durch Schläge erkämpft hatten. Auf der anderen Seite war nach dem Mittagessen, wenn die Kinder sich draußen alleine beschäftigten, für uns gar nichts mehr zu tun als zu warten, bis sie um 3 Uhr abgeholt wurden.
Aus meiner Gastfamilie gehörte eigentlich nur meine Gastmutter der Gemeinde aktiv an, obwohl auch sie oftmals nicht zum Gottesdienst ging. So fehlte zwischen dieser Familie und mir die Bindung, die sonst immer von Anfang an eine Grundlage von gegenseitigem Interesse, Verständnis und Nachsicht geschaffen hatte.
Auf der anderen Seite hatte ich in dieser Familie Gelegenheit, das Township-Leben gründlich kennen zu lernen. Wie viele andere Familien mussten sie ohne Vater auskommen, und die verwitwete Mutter hat zusätzlich zu ihren eigenen Kindern mit einem mickrigen Gehalt auch noch drei Enkelkinder zu ernähren. Außerdem gibt es noch einen verwaisten Neffen, der nach dem Tod seiner leiblichen Mutter schon bei einer oder zwei anderen Tanten gelebt hat, die aber inzwischen auch verstorben sind. Meine Gastschwester, genauso alt wie ich, ist arbeitslos und verbringt ihre Tage mit ihren zwei Kindern und ihrem Neffen zu Hause mit Putzen und Kochen. Angesichts dieser Situation ist es zu erwarten, dass der Kühlschrank oftmals tagelang leer war. So von Tag zu Tag zu leben ist für die meisten Deutschen wahrscheinlich überhaupt nicht vorstellbar, und ich möchte deshalb die Zeit in Piet Retief nicht missen. Auch habe ich in der kurzen Zeit viele Leute kennen gelernt, allerdings kaum aus der Gemeinde. Diese war nämlich in Piet Retief kaum noch vorhanden, oft waren nur drei oder vier Frauen und ein paar Kinder im Gottesdienst, und dementsprechend demotiviert lief dieser dann auch ab.